Brightlands Chemelot Campus

HTGF investiert in niederländische Mevaldi

Aus Bonn über die deutsch-niederländische Grenze gesprungen ist der High-Tech Gründerfonds (HTGF) bei seiner aktuellen Gründungsfinanzierung für Mevaldi B.V. aus Geelen. Das Unternehmen nutzt die Fermentation von Holzresten und Zucker zur Herstellung von chemischen Grundbausteinen für Polymere oder andere strukturgebene Moleküle in gängigen Materialien. Mevaldi wird von erfahrenen Forschern getragen, befindet sich jedoch noch in der frühen Phase der Pilotanlage und will das Geld nun nutzen, in einer Demonstrationsanlage die Robustheit ihres Verfahrens zu belegen.

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Mit Unterstützung des High-Tech Gründerfonds (HTGF) und ICIG Ventures hat das niederländische Start-up Mevaldi B.V. eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Das Kapital soll genutzt werden, um die Herstellung des biobasierten Bausteins 3MPD ( 3-Methyl-1,5-pentandiol – ein biobasierter Baustein für die Herstellung von Polyestern und Polyurethanen) vom Pilot- in den Demonstrationsmaßstab zu skalieren. Damit rückt die Vision einer zirkulären europäischen Chemieindustrie näher, meinen die Beteiligten.

Mevaldi entwickelt auf Basis eines patentierten bio-thermochemischen Verfahrens nachhaltige Alternativen zu fossilen Bausteinen für Polymere und Polyurethane. Rohstoffe wie Zucker oder Sägemehl dienen als Ausgangspunkt für Produkte, die etwa in Sneaker-Sohlen oder Dämmstoffen eingesetzt werden können. „Bei erfolgreicher Skalierung kann die Plattform einen bedeutenden Beitrag zur biobasierten Chemie leisten“, so Dr. Lena-Sophie Schütter, Investment-Managerin beim HTGF.

Die Investition folgt auf einen EU-Zuschuss im Rahmen von Circular Bio-based Europe Joint Undertaking (CBE JU) und markiert den Start der nächsten Wachstumsphase. Mit der Marke Pentonext® will Mevaldi nun den Schritt in die Kommerzialisierung schaffen.

Der HTGF gehört zu den aktivsten Frühphaseninvestoren in Europa und hat bereits zahlreiche Start-ups im Bereich industrielle Biotechnologie und nachhaltige Chemie finanziert, etwa das Stuttgarter Unternehmen Cyclize im Jahr 2024, das eine neuartige Technologie zur Defossilisierung der chemischen Industrie entwickelt, bei der gemischte Kunststoffabfälle und CO2 als Ausgangsmaterial verwendet werden, um Synthesegas (ein Gasgemisch aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff) herzustellen.

Auch ICIG Ventures, Teil der International Chemical Investors Group, unterstreicht mit dem Engagement in Mevaldi seinen Fokus auf industrielle Biotechnologie und Kreislaufwirtschaft. „Ihr Ansatz passt perfekt zu unserer Vision, wirkungsvolle Innovationen für die nachhaltige Chemie zu fördern“, sagt Dr. Pelin Yilmaz, Investment Director bei ICIG Ventures.

CEO Roger Ottenheym betont: „Mit HTGF und ICIG Ventures haben wir Partner gewonnen, die uns mit ihrer Erfahrung in Skalierung und Nachhaltigkeit auf dem Weg zum ersten kommerziellen Anbieter von biobasiertem 3MPD begleiten.“ Der Weg zu einer preislich konkurrenzfähigen Alternative zu heute üblichen Ausgangsstoffen der chemischen Synthese komplexerer Materialien (derzeit meist auf Erdölbasis) ist dabei kein Selbstläufer. Die französische Firma Afyren SA beispielsweise gilt derzeit als eine der wenigen, der der Schritt aus Pilot- und Demonstrationsanlagen bei der Verwendung von nicht-fossilen Ausgangsmaterialien zu chemischen Grundbausteinen kommerziell gelungen ist, da sie von Anfang an den wettbewerblich erzielbaren Preis im Blick hatte.

Mevaldi sitzt im Brightlands Chemelot Innovation Campus in Geelen, der sich in direkter Nähe zum großen Chemiepark befindet und über 100 jungen Firmen der „Materialinnovation“ Platz sowie die Nutzung von Pilotanlagen bietet. Auch die Universität Maastricht hat dort ihre Ingenieur- und Naturwissenschafts-Departments angesiedelt. Die biobasierte, chemische Hochskalierung kann in solcher Umgebung den konkreten Realitätscheck sehr früh durchführen.

Dr. Lena-Sophie Schütter, Investment Managerin beim HTGF, erläutert auf |transkript.de-Nachfrage: „Der HTGF kann europaweit in der frühen Phase in Tech-Start-ups investieren, sofern ein klarer Deutschlandbezug vorliegt. Unser Fokus liegt dabei auf dem deutschen Markt: In den vergangenen Jahren haben wir in zahlreiche Industrial-Biotech-Unternehmen investiert, darunter zuletzt Colipi aus Hamburg oder Cultimate aus Berlin. Weitere Investments werden bald bekannt gegeben. Bei Mevaldi haben uns insbesondere das breite Anwendungspotential, die Erfahrung des Teams, die Skalierungsmöglichkeiten und die ökonomische Attraktivität überzeugt.“

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